Aus der Vergangenheit von Anger
Römersteine, die man gefunden hat, sagen uns, dass die Gegend um Anger schon zur Römerzeit besiedelt war.
Eine Sage meldet sogar, dass von Pöllau über den Rabenwald eine Römerstraße geführt haben soll, und dass dort, wo heute die Nothelferkirche steht, vor vielen Jahrhunderten ein römisches Jagdhaus gestanden sei.
Urkundlich wird Anger erstmals 1140 erwähnt; schon 1161 stand hier eine Kirche. Der Altarruam dieser ältesten Kirche ist heute eine Seitenkapalle auf der Ostseite des Schiffes. Als Pfarre erscheint Anger seit 1379.
Die gegenwärtige Gestalt des Gotteshauses stammt von 1708-1711.
Der Sitz der ehemaligen Herrschaft Anger befand sich im sogenannten "Freihaus", das nach seinen ersten Besitzern auch "Steinpaißhaus" genannt wird. Es steht mit der Kirche durch einen Bogengang in Verbindung. Nach den Steinpaiß wechselte das Feihaus wiederholt die Besitzer, bis es Graf Johann von Webersberg mit der Herrschaft Wachseneck vereinigte.
Seit 1806 sind die Freiherren von Gudenus Eigentümer ses "Herrschaftshauses", wie es seither genannt wird.
Wann Anger Marktrechte erhielt, ist nicht genau bekannt, vermutlich schon 1296 als Markt der Herrschaft Wachseneck. Als eine Feuersbrunst die alten Freiheitsbriefe des Marktes vernichtete, erneuerte Kaiser Friedrich III im Jahre 1458 die Vorrechte von Anger.
Die Bürger durften - genau wie in anderen Städten und Märkten des Landes Steier - in allen österreichischen Fürstentümern freien Handel treiben. Damals blühten Handwerk und Gewerbe auf und Lederer, Schuster, Schneider, Schmiede, Schlosser, Tuchmacher, Weber und andere Handwerker waren hier ansässig, die nicht bloß die Bürger, sondern auch die Bewohner der näheren und weiteren Umgebung mit ihren Erzeugnissen versorgten. In der zweiten Hälfte des ihren Erzeugnissen versorgten. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts verbreitete sich auch in Anger wie in der ganzen Oststeiermark die lutherische Lehre. So war beispielsweise der Pfarrer Lazarus Hämerl verheiratet und reichte die Kommunion mit Wein und Brot. Als dann 1600 der Seckauer Bischof Martin Brenner - "Ketzerhammer" genannt - mit einer bewaffneten Schar nach Anger kam, hier "scharf" predigte und mit Strafen drohte, wurde die Bürger wieder katholisch.
Die ketzerischen Bücher mussten abgeliefert werden und wurden öffentlich verbrannt.
Am linken Feistritzufer . inmitten des Friedhofes - steht die Kirche zu den "Vierzehn Nothelfern" aus dem 15. Jahrhundert. Sei wurde 1633 mit teilweiser Benützung der alten Grundmauern neu aufgebaut und vergrößert und erst 1711 vollendet.
Auf dem Hauptplatz stehen noch schöne alte Bürgerhäuser, wovon eines die Jahreszahl 1588 zeigt; die Torstufe ist ein alter Römerstein.
In der Mittes des Platzes erhebt sich eine schöne Mariensäule aus dem Jahre 1672; jetzt Kriegerdenkmal.
Der Bahnhof Anger ist Verladeplatz für die großen Talksteinbrüche auf der Höhe des Rabenwaldes; die mächtigen Lager werden durch Schächte und Stollen bergmännisch ausgebeutet. Eine Drahtseilbahn befördert den Talk zum Bahnhof Anger. In großen Steinmühlen wird der Talk fein gemahlen und geht dann als Federweiß in die weite Welt hinaus.
Durch die 1911 eröffnete Bahnlinie wurde der Markt Anger für den Fremdenverkehr erschlossen, und seither erfreut sich der Ort einer steigenden Beliebtheit als Sommerfrische und wird wegen seiner herrlichen, waldreichen Umgebung von erholungsbedürftigen Menschen gern aufgesucht.
Quelle: Steirische Heimathefte - Was die Heimat erzählt - Heft 11 - Die Oststeiermark - Das Raab-, Feistritz- und Lafnitztal, Seite 77